Hildegard Knef
Samtbraune Augen
Sie hatte samtbraune Augen
Und schien etwas hilflos und scheu
Sie saß so artig und schweigsam
Und alles schien ihr neu
Sie trinkt nicht, sie raucht nicht
Sie nippt nur am Tee
War ganz ohne Frage
Das bezaubernde, schutzlose
Hilflose, wehrlose Reh

Sie schloss die samtbraunen Augen
In tapfer bewältigtem Schmerz
Sprach man von der Härte des Lebens
Ihre Sanftmut griff jedem ans Herz
Sie lacht nicht, sie lächelt
Sie denkt nicht, sie träumt
Sie ist und bleibt das Opfer –
Das selbstlos und edel
Ihr eigenes Leben versäumt

Ihr Mann ließ sich dann scheiden
Sie nahm sich meinen dafür
Sie schien ganz und gar gebrochen
So fühlte sie mit mir
Am Tage ihrer Hochzeit
Da rief sie mich noch an
Und fragte unter Tränen
Ob sie mir wehgetan
Ich hab' keine samtbraunen Augen
Und schließ' sie auch nur, wenn ich schlaf'
War niemals so sanft und behutsam
Bin nichts als ein vorlautes Schaf
Ich rauche, ich trinke, und selten nur Tee
Es ist auch zu spät, sich zu wünschen
Ich wär' das bezaubernde, schutzlose
Hilflose, wehrlose Reh