Hildegard Knef
Zugvögel
Wieder eine neue Stadt, wieder mal ein neues Land
Und die Krähen der Angst, kurz nach acht, vor der Show
Wenn sie wittern, beben und zittern, vor dem Ruf: Let's go!
Zugvögel, die nicht mehr ziehen wollten
Mit dem Wunsch nach eigenem Nest
So wie das aller Zugvögel verfliegt das Leben
Mal Nord, Ost, Süd oder West
Zugvögel, die getragen werden
Auf Schwingen von Ort zu Ort
Die verängstigt in den Kulissen hängen
Zugvögel, so wie wir
Wieder eine neue Sprache, wieder vieles, das uns fremd
Doch die Krähen der Angst, sie sind vor uns schon da
Und erwartungsvoll-froh harren sie dem gefürchteten Ruf: Let's go!
Zugvögel, die wieder auf Achse sind
Mit Lampenfieber im Gepäck
Und die am Morgen ungenießbar
Auf der Suche nach einem Zweck
Zugvögel, die an freien Tagen
Nicht wissen was zu tun
Die gleich Fledermäusen lautlos durch die Nächte schwirren
Ohne Rast und ohne Ruh
Wir sind, die stets vergeblich suchen
Nach einem Glück, das auch mal bleibt
Und nicht, wie immer, an der Unrast
Aller Zugvögel sich zerreibt