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Johann Wolfgang von Goethe
Der Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären - Kapitel 19

                    XVII. LinnĂ©es Theorie von der Anticipation
                                                     Â§ 107.

    Wenn ich, auf diesem Wege, den einer meiner Vorgänger, welcher ihn noch dazu, an der Hand seines groĂźen Lehrers versuchte, so fĂĽrchterlich und gefährlich beschreibt ( c), auch hie und da gestrauchelt hätte, wenn ich ihn nicht genugsam geebnet und zum besten meiner Nachfolger von allen Hindernissen gereinigt hätte; so hoffe ich doch diese BemĂĽhung nicht fruchtlos unternommen zu haben.
                                                     Â§ 108.

    Es ist hier Zeit, der Theorie zu gedenken, welche LinnĂ© zu Erklärung eben dieser Erscheinungen aufgestellt. Seinem scharfen Blick konnten die Bemerkungen, welche auch gegenwärtigen Vortrag veranlaĂźt, nicht entgehen. Und wenn wir nunmehr da fortschreiten können wo er stehen blieb, so sind wir es den gemeinschaftlichen BemĂĽhungen so vieler Beobachter und Denker schuldig, welche manches HinderniĂź aus dem Wege geräumt, manches Vorurtheil zerstreut haben. Eine genaue Vergleichung seiner Theorie und des oben AusgefĂĽhrten wĂĽrde uns hier zu lange aufhalten. Kenner werden sie leicht selbst machen, und sie mĂĽĂźte zu umständlich seyn, um denen anschaulich zu werden die ĂĽber diesen Gegenstand noch nicht gedacht haben. Nur bemerken wir kĂĽrzlich was ihn hinderte weiter fort und bis ans Ziel zu schreiten.
                                                     Â§ 109.

    Er machte seine Bemerkung zuerst an Bäumen, diesen zusammengesezten und lange daurenden Pflanzen. Er beobachtete, daĂź ein Baum, in einem weitern Gefäße ĂĽberflĂĽĂźig genährt, mehrere Jahre hintereinander Zweige aus Zweigen hervorbringe, da derselbe, in ein engeres Gefäß eingeschlossen, schnell BlĂĽthen und FrĂĽchte trage. Er sah daĂź jene successive Entwickelung hier auf einmal zusammengedrängt hervorgebracht werde. Daher nannte er diese Wirkung der Natur Prolepsis, eine Anticipation, weil die Pflanze, durch die sechs Schritte welche wir oben bemerkt haben, sechs Jahre voraus zu nehmen schien. Und so fĂĽhrte er auch seine Theorie, bezĂĽglich auf die Knospen der Bäume aus, ohne auf die einjährigen Pflanzen besonders RĂĽcksicht zu nehmen, weil er wohl bemerken konnte daĂź seine Theorie nicht so gut auf diese als auf jene passe. Denn nach seiner Lehre mĂĽĂźte man annehmen daĂź jede einjährige Pflanze eigentlich von der Natur bestimmt gewesen sey sechs Jahre zu wachsen, und diese längere Frist in dem BlĂĽthen- und Fruchtstande auf einmal anticipiere und sodann verwelke.
                                                     Â§ 110.

    Wir sind dagegen zuerst dein Wachsthum der einjährigen Pflanze gefolgt; nun läßt sich die Anwendung auf die daurenden Gewächse leicht machen, da eine aufbrechende Knospe des ältesten Baumes als eine einjährige Pflanze anzusehen ist, ob sie sich gleich aus einem schon lange bestehenden Stamme entwickelt und selbst eine längere Dauer haben kann.
                                                     Â§ 111.

    Die zweyte Ursache, welche LinnĂ©en verhinderte, weiter vorwärts zu gehen, war, daĂź er die verschiedenen in einander geschlossenen Kreise des Pflanzenkörpers, die äuĂźere Rinde, die innere, das Holz, das Mark, zu sehr als gleichwirkende, in gleichem Grad lebendige und nothwendige Theile ansah, und den Ursprung der Blumen und Fruchttheile diesen verschiedenen Kreisen des Stammes zuschrieb, weil jene, eben so wie diese, von einander umschlossen und sich auseinander zu entwickeln scheinen. Es war dieses aber nur eine oberflächliche Bemerkung, welche näher betrachtet sich nirgend bestätigt. So ist die äuĂźere Rinde zu weiterer Hervorbringung ungeschickt, und bey daurenden Bäumen eine nach auĂźen zu verhärtete und abgesonderte Masse, wie das Holz nach innen zu verhärtet wird. Sie fällt bey vielen Bäumen ab, andern Bäumen kann sie, ohne den geringsten Schaden derselben, genommen werden; sie wird also weder einen Kelch, noch irgend einen lebendigen Pflanzentheil hervorbringen. Die zweyte Rinde ist es, welche alle Kraft des Lebens und Wachsthums enthält. In dem Grad, in welchem sie verlezt wird, wird auch das Wachsthum gestöhrt, sie ist es, welche bey genauer Betrachtung alle äuĂźere Pflanzentheile nach und nach im Stengel, oder auf einmal in BlĂĽte und Frucht hervorbringt. Ihr wurde von LinnĂ©en nur das subordinirte Geschäft die Blumenblätter hervorzubringen zugeschrieben. Dem Holze ward dagegen die wichtige Hervorbringung der männlichen Staubwerkzeuge zu theil; anstatt daĂź man gar wohl bemerken kann, es sey dasselbe ein durch Solidescenz zur Ruhe gebrachter, wenn gleich daurender, doch der Lebenswirkung abgestorbener Theil. Das Mark sollte endlich die wichtigste Function verrichten, die weiblichen Geschlechtstheile und eine zahlreiche Nachkommenschaft hervorbringen. Die Zweifel, welche man gegen diese groĂźe WĂĽrde des Markes erregt, die GrĂĽnde, die man dagegen angefĂĽhrt hat sind auch mir wichtig und entscheidend. Es war nur scheinbar als wenn sich Griffel und Frucht aus dem Mark entwickelten, weil diese Gestalten, wenn wir sie zum erstenmal erblicken, in einem weichen, unbestimmten markähnlichen, parenchymatosen Zustande sich befinden, und eben in der Mitte des Stengels, wo wir uns nur Mark zu sehen gewöhnt haben, zusammengedrängt sind.