Reinhard Mey
Von Luftschlössern, die zerbrochen sind
Von Luftschlössern, die zerbrochen sind
Von Träumen, die Träume blieben
Von denen, die vor Scherben steh'n und wieder neu beginnen
Geht ein Lied durch meinen Sinn

Von dir, der du in deine Zeilen
Dein Herzblut schreibst, armer Poet
Dass Narren darüber urteilen
Und man dich schmunzelnd missversteht
Von dir, der sich für seine Bilder
Die Farben mischt aus sanftem Licht
Die Welt sieht nur die grellen Schilder
Und dein Pastell begreift sie nicht!

Von dir, der für seine Gedanken
Ein Leben lebt in Unfreiheit
Und zweifelt, manchmal, wenn sie schwanken
In Stunden der Verlassenheit
Von dir, in der Hand falscher Zeugen
Wie bitter weh dies Unrecht tut
Von dir, dessen Willen sie beugen
Von deiner ohnmächtigen Wut

Von dir, der du ein ganzes Leben
Für and're dagewesen bist
Zufrieden, immer nur zu geben
Dem nicht gegeben worden ist
Von denen, die scheitern, versagen
Im rauhen Atem dieser Zeit
Denen, die deren Last mittragen
Ohne ein Wort der Dankbarkeit