Reinhard Mey
Du bist ein Riese, Max
Kinder werden als Riesen geboren
Doch mit jedem Tag, der dann erwacht
Geht ein Stück von ihrer Kraft verloren
Tun wir etwas, das sie kleiner macht
Kinder versetzen so lange Berge
Bis der Teufelskreis beginnt
Bis sie wie wir erwachs‘ne Zwerge
Endlich so klein wie wir Großen sind!

Du bist ein Riese, Max! Sollst immer einer sein!
Großes Herz und großer Mut und nur zur Tarnung nach außen klein
Du bist ein Riese, Max! Mit deiner Fantasie
Auf deinen Flügeln aus Gedanken kriegen sie dich nie!

Freiheit ist für dich durch nichts ersetzbar
Widerspruch ist dein kostbarstes Gut
Liebe macht dich unverletzbar
Wie ein Bad in Drachenblut
Doch pass auf, die Freigeistfresser lauern
Eifersüchtig im Vorurteilsmief
Ziehen Gräben und erdenken Mauern
Und Schubladen, wie Verliese so tief

Du bist ein Riese, Max! Sollst immer einer sein!
Großes Herz und großer Mut und nur zur Tarnung nach außen klein
Du bist ein Riese, Max! Mit deiner Fantasie
Auf deinen Flügeln aus Gedanken kriegen sie dich nie!
Keine Übermacht könnte dich beugen
Keinen Zwang wüsst‘ ich, der dich einzäunt
Besiegen kann dich keiner, nur überzeugen
Max, ich wäre gern dein Freund
Wenn du morgen auf deinen Reisen
Siehst, wo die blaue Blume wächst
Und vielleicht den Stein der Weisen
Und das versunkene Atlantis entdeckst!

Du bist ein Riese, Max! Sollst immer einer sein!
Großes Herz und großer Mut und nur zur Tarnung nach außen klein
Du bist ein Riese, Max! Mit deiner Fantasie
Auf deinen Flügeln aus Gedanken kriegen sie dich nie!